Anlässlich der Erkundungstour zur S80 vom 22. Oktober 2022, wurde damals vom Lobau Forum eigenmächtig eine Zusatz-Infotafel zum Straßenschild des Anton Klein angebracht.
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Wer war Anton Klein? |
Anton Klein (1925 – 2013) war Polizist und SPÖ-Mitglied aber vor allem ein Pionier der Umweltbewegung der sich schon früh für die Erhaltung der Lobau einsetzte. Sein bekannter Slogan: „Die Lobau darf nicht sterben!” ist nach wie vor aber hochaktuell. Nachdem er in den 1960er Jahren den Bau einer Lobau-Autobahn und eine Erweiterung des Tanklagers verhindert hatte, blieb sein Kampf um mehr Wasser in die Au weniger erfolgreich. Die latente Gefahr der Verlandung durch Austrocknung der Gewässerflächen ist in der Oberen Lobau durch eine Dotationswassermenge aus der Donau halbwegs gebannt, in der Unteren Lobau (NÖ-Teil) aber noch immer akut. Und der geplante Lobautunnel der zwar abgesagt wurde aber in den Köpfen der Entscheider noch immer vorhanden ist, würde ein riesiges unterirdisches Trinkwasser-Reservoir gefährden wenn nicht gar ruinieren.
Anton Klein wurde bereits 2018 eine eigene Gasse von der Wiener Stadtverwaltung im 22. Bezirk, im Erweiterungsgebiet Stadlau neben der Trasse der S80 gewidmet.
Und unsere Zusatztafel zum Straßenschild hatte Bestand – bis in den Februar 2023, danach aber war sie verschwunden. Kurz entschlossen reagierte das Lobau Forum darauf mit einer Anfrage an die Stadtverwaltung.
Aus dem sich daraus ergebenden Schriftverkehr entstand ein offizielles, bleibendes Infoschild, welche die Verdienste Anton Kleins würdigt und diese für eine breite Öffentlichkeit sichtbar macht. Vom Bezirksvorsteher der Donaustadt, Ernst Nevrivy gab es noch dazu die Einladung zu einem gemeinsamen Fototermin, dem die Freunde der Lobau am 16. Juni 2023 gerne folgten.
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Um die für manche nicht nachvollziehbare Aktion mit dem Donaustädter Bezirksvorsteher zu erhellen, hat sich die Lobau Forum Aktive Hilde Grammel zu einem Statement entschlossen:
SPÖ, quo vadis?
Am 16.6. fand in der Anton-Klein-Gasse ein Fototermin der besonderen Art statt: Auf Initiative des Lobau-Forums war beim Straßenschild eine Zusatztafel angebracht worden, die die Verdienste Anton Kleins, des Begründers des Lobaumuseums, würdigte. Zu diesem Fototermin fand sich auch Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy ein, nicht gerade bekannt dafür, die Lobau erhalten zu wollen, ist er doch ein massiver Befürworter des Lobautunnels. So ließ er vor gar nicht allzu langer Zeit verlauten: „Zuerst kommt die Stadtstraße, dann muss im Tunnel gefahren werden und dann kann man mit mir über den Öffi-Ausbau reden“, eine Aussage, die indirekt auch bestätigt, was gelernte Donaustädter_innen schon lange wissen, dass nämlich der Öffi-Ausbau im Bezirk absichtlich verzögert wird.
Mit Andreas Babler ist nun ein erklärter Gegner des Lobautunnels zum neuen Vorsitzenden der SPÖ gewählt worden, was auch in unseren Reihen Anlass zu Spekulationen gab, wie es wohl um die Zukunft der Lobau bestellt sein wird. Solange die Zeichen für die nächste Nationalratswahl auf Blau-Schwarz stehen, wird Andreas Babler nicht in Verlegenheit kommen, zu seinem Wort stehen zu müssen und sich mit der Wiener SPÖ, für die kein Weg an der Realisierung des Wiener Außenrings vorbeiführt, zu überwerfen. Oder es kommt Blau-Rot, wie manche aus unserem Kreis mutmaßten. Auch in diesem Fall kann Andreas Babler es vermeiden, als wortbrüchiger Verantwortlicher für den Bau des Lobau-Tunnels gesehen zu werden, etwa indem das Umweltressort an die FPÖ geht. Die Interessen der Herrschenden wären in diesem Fall abgesichert, vielleicht sogar besser als mit Blau-Schwarz, die ein starker Gegenwind aus Bevölkerung und Medien erwartet und die schon zweimal gescheitert sind. Aber Babler ist nicht Doskozil.
Einstweilen können also Bürgermister Ludwig und Bezirksvorsteher Nevrivy noch ruhig schlafen und die Leute von Strabag, Porr und Co., denen sie im Wort sind, beruhigen. Was kümmert es sie, dass Anton Klein sich angesichts ihrer Vorhaben im Grab umdrehen würde, hat er doch in den 1970er Jahren eine Autobahn und eine Schnellstraße durch die Lobau ebenso verhindert wie die Erweiterung des Tanklagers? Als ‚bürgernaher‘ Bezirksvorsteher im Jahr 2023 seiner zu gedenken und sich inmitten von Umweltaktivist_innen ablichten zu lassen, tut nicht weh, auch dann nicht, wenn sie T-Shirts mit der Aufschrift „Hier kommt keine Autobahn!“ tragen und Schilder, auf denen zu lesen ist: „Die Lobau darf nicht sterben!“ und „Die Anliegen von Anton Klein sind unser Auftrag: Schutz der Lobau! Keine Lobau-Autobahn!“
Ein Foto wie dieses wirft natürlich die Frage danach auf, was die Sozialdemokratie heute ist und für wen sie Politik macht. Ein Chamäleon, das mit der Wirtschaft kooperiert und diese Zusammenarbeit, bei der viel Geld fließt, dann den Menschen so verkauft, als geschähe dies alles zu ihrem Besten? Das Bild, das sich uns in den letzten Monaten geboten hat, war ja eher dieses: Wenn ein paar Vorstände aus der Bauwirtschaft an die Tür des Bürgermeisters klopfen, finden sie Gehör, aber eine Zivilgesellschaft, die ein aus der Zeit gefallenes Milliardengrab unter dem Nationalpark ablehnt, wird verklagt und verhöhnt. Nicht nur für uns, sondern immer mehr auch für die Wähler_innen der SPÖ, wirft dies die Frage auf, wo denn die sozialdemokratische Grundsätze bleiben, wenn sie mit Profitinteressen kollidieren. Der Schutz der Natur wäre zum Beispiel ein solcher Grundsatz, ist dieser letztlich auch wichtig für die arbeitenden Menschen und ihre Gesundheit. Nicht noch mehr Natur dem Profit der Bauwirtschaft zu opfern, wäre die logische Konsequenz daraus. Vorrang für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs wäre ein weiterer Grundsatz, da er einerseits dem Klimawandel entgegenwirkt, andererseits das Leben der Mehrheit der Menschen erleichtert, da diese kein Auto besitzt.
Als Lobau-Forum wünschen wir uns von den politisch Verantwortlichen mehr tatsächliche Entscheidungsfreudigkeit im Sinne von Mensch und Natur. Die Umsetzung verkehrspolitischer Alternativen zum MIV (motorisierten Individualverkehr), wie wir sie in Aktionen und einem Forderungskatalog (siehe unsere Homepage) zur Diskussion stellen, lässt schon viel zu lange auf sich warten.
Die schon nach kurzer Zeit, leider erfolgten Überklebungen dürfte übermütigen Jugendlichen zu zu schreiben sein die das Gedenken an Anton Klein aber in keinster Weise mindern können.
Das Zusammentreffen des Bezirksvorsteher der Donaustadt und den verschiedenen Bürgerinitiativen, Lobauaktivist:innen, sowie ehemaligen Mitstreiter:innen Anton Kleins, das vom Lobau Forum angeregt worden war, ermöglichte nicht nur ein Gedenken an den Kämpfer Anton Klein, sondern auch eine gegenseitiges Bereitschaft zu weiterführenden Gesprächen.
In wie weit erste Schritte gesetzt werden ist noch offen, das Lobau Forum wird dran bleiben, so viel ist sicher.